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Der Technical Rider / die Bühnenanforderungen

Die Bühnenanweisung

Der "Technical Rider" oder "Stage Rider" beschreibt die technischen Anforderungen einer Aufführung. Auf Deutsch wird auch etwa die Bezeichnung "Bühnenanforderungen" verwendet. Obwohl es sehr wohl treffende deutsche Bezeichnungen gibt, ist der englische Begriff "Rider" stark verbreitet, und wir begegnen auch etwa dem "Garderobe-Rider" und dem "Catering-Rider".

Ein "Rider" regelt eigentlich einfach spezifische Vertragsdetails.

Beim "Technical Rider" sind dies die Details rund um die Bühne und die Licht- und Tontechnik. 

Oft bestehen weitere "Rider", welche die Anforderungen des Künstlers hinter der Bühne, also betreffend Garderobe, Catering und Hotel regeln.

In der Regel gelten die "Rider" daher als Bestandteil des Vertrags und es wird im Vertrag auf die entsprechenden Dokumente verwiesen. Der "Rider" ist mit anderen Worten nicht eine Wunschliste, sondern verbindlich und Änderungen bzw. Punkte, die nicht erfüllt werden können, müssen abgesprochen, bzw. bewilligt werden.

Warum werden diese Details nicht direkt im Vertrag geregelt?

- Ein Vertrag enthält vertrauliche Angaben wie beispielsweise die Gage. Der "Rider" kann problemlos allen involvierten für Abklärungen und Vorbereitungen zur Verfügung gestellt werden, ohne dass diese alle vertraulichen Vertragsdetails zu sehen bekommen.

- "Rider" wird für Abklärungen oft benötigt, wenn der eigentliche Auftrittsvertrag noch nicht besteht. Oft stehen "Rider" im Internet öffentlich zugänglich zur Verfügung oder sind dem Werbedossier angefügt.

- Der Vertrag bleib kurz und überschaubar

- "Rider" kann jederzeit von den Zuständigen, wie dem Techniker, angepasst werden, ohne dass jedes Mal der eigentliche Vertrag überarbeitet werden muss. Insbesondere, wenn Verträge über Agenturen erstellt werden, ist dies sehr hilfreich.

- Für verschieden Programme / Auftrittssituationen können verschiedene "Rider" verwendet werden

Vorteile von "Rider"

- Bei der Suche nach geeigneten Künstlern kann Dank einem vorliegenden "Rider"entschieden werden, ob diese Produktion geeignet ist, bzw. überhaupt in den vorgesehenen Räumlichkeiten umgesetzt werden kann.

- Die Technikabteilung im Theater kann entsprechend planen, Material und Personal disponieren, vorgängig Voraufbauten machen oder sogar Vorhänge, Leinwände Scheinwerfer umhängen, anstatt komplett abzubauen.

- Die Regelung in einem "Rider" ist natürlich detaillierter möglich, als im Vertrag. Der "Rider" hilft somit die Auftrittsbedingungen zu optimieren und Pannen zu verhindern.

Fazit

Im Theater ist es üblich, dass die entsprechenden "Rider" frühzeitig vorliegen. Ein sauberer, verständlicher "Technical-Rider" ist der Grundstein für eine gute Zusammenarbeit. Das Team des Theaters wird entsprechend, motivierter und offener für spontane Wünsche sein.

Auch Künstleragenturen sind angewiesen, den Interessenten zur Abklärung die entsprechenden "Rider" zustellen zu können.

Tipps zur Erstellung eines "Riders"

Auch beim "Rider" gibt es nicht eine einzige, ideale Lösung. 

Je nachdem macht ein grosser "Rider" Sinn, der auch Garderobe usw. enthält. In anderen Fällen sind einzelne "Rider" für Ton, Licht, Bühne usw. besser.

Nebst der Auflistung ist natürlich besonders für die Beleuchtung ein Lichtplan notwendig.

Untenstehend eine natürlich nicht abschliessende Liste von möglichen Punkten, die im "Rider" geregelt werden.

Bühne / Raum

  • minimale Bühnengrösse / Bühnenhöhe / Position von Bühnentreppen
  • "Lichte Höhe" der Bühne (Bühne bis Decke der Bühne)
  • Bühnenauftrittsmöglichkeiten / kann hinter der Bühne von links nach rechts passiert werden?
  • Platzt hinter der Bühne
  • Zugang Bühne für Bühnenbild (Rampe für Lastwagen? Warenlift?)
  • Raum abdunkelbar?
  • Kann auf der Bühne geschraubt werden (Montage Bühnenbild)?
  • Tanzboden
  • Fluchtwege (z.B. bei Vorbühne, Lichtstative, Position Lichtregie)

Licht

  • Materialbedarf (Scheinwerfer, Steuerung, Spezialeffekte, benötigte Farbfilter)
  • Lichtplan: Positionen, Farbfilter, Patch
  • Montagemöglichkeiten (Bühnenzüge, Traversen)
  • Strombedarf bzw. benötigte Stromanschlüsse für eigenes Material
  • Lichtregie im Saal mit Blick auf Bühne?
  • Leiter / Hebebühne vorhanden?

Beschallung

  • Materialbedarf (Lautsprecher, Monitore, Miks, Mischpult)
  • Bühnenplan: Positionen Lautsprecher, Miks
  • Tonregie im Saal mit Blick auf Bühne?

Garderobe / Backstage

  • fliessendes Wasser, Spiegel
  • Dusche
  • Anzahl Garderoben
  • Bügelbrett
  • Bühne direkt aus Garderobe zugänglich
  • Kaffemaschine, Getränke, Snaks

Weitere Punkte

  • Parkplätze Lastwagen / Lieferwagen
  • Zufahrtsbewilligungen
  • Essen
  • Hotel / Hoteltransfer

Stolpersteine beim Erstellen eines "Riders"

Natürlich sieht man immer wieder "Rider", die unzulänglich sind und Ihren Zweck nicht erfüllen.

  • Ausrichtung von Plänen ist nicht klar
  • Vermassung oder Referenzmasse fehlen
  • In Plänen ist nicht ersichtlich, welches Material bereitgestellt werden muss und welches Material von der Produktion mitgebracht wird
  • Kontaktnummer / Mailadresse für Rückfragen fehlt
  • "Rider" ist nicht aktuell: Es wird Material im "Rider" gefordert, das eigentlich gar nicht gebraucht wird, oder auf den Plänen sind die Positionen nicht mehr aktuell.

Übertriebene "Rider"

Ein Phänomen sind auch völlig übertriebene "Rider", die Forderungen stellen, die in keinem Verhältnis zur Produktion und den Lokalitäten für diese Produktion stehen.

Es gibt Künstler, die sich scheinbar ein Spiel daraus gemacht haben, noch einen grössenwahnsinnigeren - wirklich übertriebenen - "Rider" zu kreieren.

Gerade im Bereich Garderobe, Catering und Hotel begegnet man hier ab und zu völlig verfehlten Forderungen. 

Dass Künstler und Techniker auf einer Tour nicht jeden Tag Pizza oder Sandwich essen können, ist klar: Es ist sinnvoll, dies vertraglich bzw. eben im "Catering-Rider" zu regeln. 

Im "Catering-Rider" die Marke des Mineralwassers zu spezifizieren oder für 2 Personen 12 Liter Bio-Schafmilch zu verlangen, empfinde ich nicht als originell, sondern einfach blöd und kontraproduktiv.

Auch die genaue Metalllegierung der Lautsprecherkabel im Rider zu definieren, ist nicht die Idee des "Technischen-Riders".

Ich hoffe mit diesem Artikel für die Thematik zu sensibilisieren und einen ersten Überblick gegeben zu haben. Bei Interesse gehe ich gerne in einer späteren Ausgabe des “Hokus-Pokus” detaillierter auf einzelne "Rider" oder beispielsweise den “Lichtplan” ein.

Hinweis

Dies sind Auszüge eines Fachartikel verfasst für die Zeitschrift des Magischen Rings der Schweiz (MRS). Erschienen in der Ausgabe 04 / 2019. Beispiele und Tipps beziehen sich daher spezifisch auf die Zauberei, sind aber grundsätzlich adaptierbar auf Schauspiel, Artistik, Tanz oder Musik.

Daniel Tschanz ist seit 1998 als professioneller Lichtdesigner und Techniker aktiv. Zudem ist er Mitbegründer und Mitinhaber der 2004 entstandenen nuance Veranstaltungstechnik GmbH. Seit vielen Jahren gehört auch die Zauberei zu seiner Leidenschaft. Er ist Präsident des Magic Promotion Club Bern (MPC, www.magicpromotionclub.ch) und Vorstandsmitglied des Magischen Rings der Schweiz (MRS, www.mrs-cms.ch).